Ich hatte schon vom entega-Grand-Prix in Lorsch berichtet. Nun gibt es aufgrund der aktuellen Doping-Affäre Neuigkeiten.
Echo Online hat heute ein Interview mit dem Organisator des Radrennens am 10. August 2006 in Lorsch veröffentlicht, indem Algis Oleknavicius Stellung bezieht: „Das Rennen findet auch ohne Jan Ullrich statt“:
Radsport: Der tiefe Fall des besten deutschen Fahrers berührt auch den Wettbewerb am 10. August in Lorsch
Jan Ullrich steht vor dem Scherbenhaufen seiner Karriere, nachdem selbst sein T-Mobile-Team nicht mehr glaubt, dass Deutschlands Radsport-Ikone nicht in den spanischen Dopingskandal verwickelt ist. Durch Ullrichs Selbstdemontage ist auch dem Lorscher Entega-Grand-Prix am 10. August sein Zugpferd abhanden gekommen. Algis Oleknavicius, der das Rennen erst in Heppenheim und dann in Lorsch als eines der bedeutendsten Nach-Tour-Kriterien etabliert hat – zwei Mal mit Ullrich als Publikumsmagnet – bezieht Stellung.
ECHO: Herr Oleknavicius, hat Sie die Nachricht von Ullrichs Suspendierung geschockt?
Algis Oleknavicius: Ich würde lügen, wenn ich das bestreiten würde. Das muss erst einmal verdaut werden.
ECHO: Wie haben Sie von dem Desaster erfahren?
Oleknavicius: Ich wurde telefonisch informiert, bevor die Nachricht über den Ticker gelaufen ist.
ECHO: Was bedeutet Jan Ullrichs Fehlen für den Entega-Grand-Prix?
Oleknavicius: Das Rennen findet auch ohne ihn statt – es sei denn, die Sponsoren überlegen es sich anders. Das sehe ich aber derzeit nicht.
ECHO: Ist ohne den Star nicht die Luft raus aus der Veranstaltung?
Oleknavicius: Klar war Ullrich das Zugpferd. Aber wir haben noch viele andere gute Fahrer auf unserer Starterliste. Nehmen Sie nur einen Erik Zabel oder einen Robby McEwen. Die beiden sind Weltklassesprinter. Und Robert Förster kommt mit der Empfehlung, die Schlussetappe beim Giro d’Italia gewonnen zu haben.
ECHO: Jetzt zahlt sich mit einem Mal doch noch aus, dass Sie nicht nur auf die Ikone Ullrich gesetzt haben. Einige hielten dies schon für Geldverschwendung.
Oleknavicius: Meine Philosophie war schon immer, möglichst viele gute Rennfahrer zu präsentieren. Ich war nie auf eine Person fixiert, sondern von Anfang an bemüht, ein ausgeglichenes Feld an den Start zu bringen. Der Grand Prix ist so ausgelegt, dass es ihn auch in der Nach-Ullrich-Ära noch geben wird.
ECHO: Ist nicht die ganze Branche in Misskredit geraten?
Oleknavicius: Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich zutiefst enttäuscht bin. Aber Doping gibt es nicht nur im Radsport. Bei den Olympischen Spielen waren es die Biathleten, bei der Skilanglauf-WM in Finnland wurden reihenweise Athleten gesperrt. Wenn es um viel Geld geht, werden leider auch unerlaubte Dinge gemacht.
ECHO: Im Radsport ist Doping fast schon an der Tagesordnung.
Oleknavicius: Schwarze Schafe gibt es überall. Nur beim Radsport erregt das in den Medien mehr Aufmerksamkeit.
ECHO: Wenn ein Denkmal wie Ullrich stürzt, kann dies nicht überraschen.
Oleknavicius: Wenn sich die Vorwürfe bestätigen, ist das nicht zu entschuldigen. Aber ich gebe dem Umfeld mehr Schuld als dem Sportler. Die Betreuer stellen die Kontakte her. Und sie üben den Druck aus.
ECHO: Aber die Athleten machen mit.
Oleknavicius: Deshalb haben sie zu Recht die Konsequenzen zu tragen. Das ist aber kein Grund, alle anderen, die ihren Sport sauber ausüben, in Generalverdacht zu nehmen und zu verdammen.
Den harten Umgang mit den von Dopingvorwürfen betroffenen Fahrern finde ich korrekt. Doping ist ein unlauteres Mittel im sportlichen Wettkampf und schon als solches zu bestrafen. Nebenbei sind die gesundheitlichen Auswirkungen auf die Sportler auch nicht zu verachten.
Schade, dass gerade Ullrich darin verwickelt war. War der Druck, in den letzten Jahren immer hinter Lance Armstrong zu stehen, zu groß? Oder hatte Ullrich schon immer gedopt? Warten wir es ab, in einigen Tagen werden mit Sicherheit die Ergebnisse der Untersuchungen publiziert, vielleicht wird Ullrich dadurch entlastet. Und kann in Lorsch starten…